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Seit Beginn der neunziger Jahre befassen sich die Künstler der
ostasiatischen Performancekunst-Bewegung mit neuen Ausdrucksformen
des Körpers und interpretieren sie in Fotografien, Videos, Dokumentarfilmen,
Digitalkunst sowie Live-Performances. Eine Auswahl dieser neuen
Kunst präsentiert das Haus der Kulturen der Welt in der Ausstellung
"Translated Acts": 29 multimediale Werke von Künstlern und Künstlergruppen
aus China, Japan, Korea und Taiwan.
Die Arbeiten kreisen um die Wahrnehmung des Körpers im Kontext
der zunehmend urbanisierten und technologisierten Gesellschaften
Ostasiens. Die Künstler von "Translated Acts" zeigen den manipulierten,
deformierten oder neuerschaffenen virtuellen Körper als Projektionsfläche
gesellschaftlicher Konflikte und neuer Geschlechteridentitäten,
als Medium politischen Protests und spiritueller Rückbesinnung.
"Translated Acts" bedeutet hier die Übersetzung und Ausdehnung
der performativen Aktion in den Bereich elektronischer und digitaler
Medien, oder vielmehr das Eindringen des Körpers in den vernetzten,
virtuellen Raum hinein.
Die Kuratorin Yuyeon Kim verdeutlicht, wie sich die künstlerische
Verwendung dieser Medien in den letzten zehn Jahren in Asien verändert
hat: Während Fotografie, Video- und Digitalkunst zuvor vornehmlich
als Mittel der Dokumentation von Performances benutzt wurden,
so sind sie heute für die Künstler selbst zum Objekt ihrer Performance-Kunst
geworden.
So sind die fotografischen Essays des berühmten Taiwanesen Chieh-jen CHEN digitale Rekonstruktionen seines eigenen Körpers in multiplen
und häufig zerstückelten performativen Skulpturen.
Die digitalisierten Bilder Mariko MORIS zeigen die japanische Künstlerin geklont und übereinander gelegt
in verschiedenen Momenten der Gleichzeitigkeit. Ihre Arbeit enthält
Verweise auf buddhistische und shintoistische Vorstellungen von
Wiederholung und Reinkarnation. |
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Die japanische Künstlerin HIROMIX dokumentiert mit Polaroid-Schnappschüssen ihr Alltagsleben und
das ihrer Teenager-Freundinnnen. Ihre "Mädchenfotografien" sind
reflexive Porträts und zugleich Ausdruck einer fetischistischen
Objektivierung junger Frauen und der Dinge, die sie umgeben.
ZHANG Huans Performance "My America" aus der Reihe "Hard to Acclimatize"
entstand während seines Aufenthalts in den USA. Als einziger Asiate
leitet der chinesische Künstler ein von scheinbar rituellen Handlungen
bestimmtes Ereignis und ist zugleich Objekt der Diffamierung durch
die beteiligten nackten weißen Männer und Frauen.
Mit seiner Video-Installation entwickelt der Koreaner HO Siu Kee einen Raum, dessen Proportionen sich an denen des Körpers des
Künstlers orientieren. "Golden Proportion" reflektiert die Grundlagen
menschlichen Seins und Handelns.
Diese und die Arbeiten der anderen beteiligten Künstler lassen
die Kraft der ostasiatischen Körper- und Performance-Kunst deutlich
werden.
Yuyeon KIM, die Kuratorin der Ausstellung, wurde in Südkorea geboren. Sie
lebt als unabhängige Kunstkuratorin in New York und Seoul und
ist Mitbegründerin der Internet-Kunstorganisation PLEXUS. 1997
kuratierte sie die Ausstellung "In the Eye of the Tiger" und war
Beauftragte der 2. Biennale von Johannesburg für die Ausstellung
"Transversions". 1998 stellte sie die asiatisch-pazifische Sektion
von "Cinco Continentes y Una Ciudad" in Mexico zusammen. 1999
erhielt sie ein Forschungsstipendium des Asian Cultural Council
und bereitete die Lateinamerika-Sektion für die 3. Kwangju Biennale
2000 in Südkorea vor. Ihre Essays wurden unter anderem in "Art
Asia Pacific", "Wolgan Missol", "Atlantica", "Flash Art" und "Intelligent
Agent" veröffentlicht. |
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